Heute möchte ich über ein weiteres Gebiet schreiben, das sich sehr positiv entwickelt hat, seit ich minimalistisch lebe: Meine Finanzen.
Mein Kauf-Nix-Monat im letzten Oktober hat mir die Augen geöffnet dafür, wie oft ich eigentlich meine Geldbörse herauskrame, um etwas zu bezahlen. Das ist wahrscheinlich normal, hier mal ein Kaffee, da eine Postkarte, etc.
Dieses Kleingeld hat mich immer daran gehindert, meine Ausgaben wirklich kontinuierlich aufzuschreiben und auszuwerten. Und das, obwohl ich eigentlich ein Excel-Nerd bin und mir kaum etwas schöneres vorstellen kann, als Zahlen in ein clever ausgetüffteltes Excel-Sheet einzutragen :).
Das minimalistische Geldausgeben im Oktober hat mir also wirklich nur das letzte Hindernis genommen, meine Geldströme mal unter die Lupe zu nehmen. Obwohl die Kauf-Nix-Challenge vorbei ist, bin ich beim dokumentieren geblieben. Und heute nehme ich tagelang meine Geldbörse nicht aus der Tasche. Denn das ganze schöne Klein-Klein hier und da kaufe ich mir nicht mehr. Es ist unnötig, steht nur rum, befriedigt nur ein Bedürfnis, das in 2 Minuten sowieso von allein weg geht (Ich schau dich an, Heißgetränk to go, an dem ich mir die Finger und die Seele wärmen will).
Alle verbliebenen Ausgaben, die nicht von der Haushaltskasse gedeckt sind, notiere ich mir sofort in einer Budgeting-App. Alle Versuche mit Fresszetteln oder Hirn sind in der Vergangenheit schief gegangen. Aber seit Geldausgeben nur noch für wichtige Dinge geschieht, schafft es mein Hirn am Monatsende sogar manchmal, es zu bemerken, wenn eine Ausgabe in der App fehlt. Früher undenkbar.
Am Monatsende kommen alle Ausgaben sortiert nach Kategorie in mein stets-zu-optimierendes Excelsheet, sodass ich sie zusammen mit meinen Fix- und Haushaltskosten auswerten kann.
Ich finde es sehr hilfreich, über die Monate zu sehen, welche Ausgaben wie oft wiederkehren und endlich mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel ich über den Daumen gepeilt jeden Monat für Lebensmittel/Kleidung/Sport/Reisen/… ausgebe.
Das Thema Finanzen nimmt nun mehr Raum bei mir ein, was erst durch Minimalismus möglich geworden ist. Es ist keine lästige Pflicht mehr, sondern etwas, worum ich mich gern kümmere.
Da ich ein neues Thema immer gleich sehr obsessiv angehe, habe ich mich natürlich auch in der Blog-Welt umgeschaut, um zu sehen, was andere interessante Menschen zu dem Thema zu sagen haben.
Am extremsten und darum am faszinierenden sind da natürlich
Mr. Money Moustache (MMM) und Jacob von Early Retirement Extreme (ERE). Einige von euch werden die beiden bestimmt schon kennen. Beide leben in den USA und bloggen darüber, wie sie es in wenigen Jahren geschafft haben, ihre Ausgaben so minimalistisch zu gestalten, dass sie bis zu 80% ihres Einkommens sparen konnten. Ihr Ziel war jeweils, komplett von der Rendite ihres investierten Gelds leben zu können und somit unabhängig von ihrem Lohneinkommen zu werden. Beide haben es geschafft: Jacob allein und MMM zusammen mit seiner Frau, sodass die beiden jetzt mit ihrem Kind von 24.000 $ im Jahr gut leben. Wenn euch das Thema interessiert, rate ich euch, mal ihre Blogs zu besuchen. Es ist sehr spannend.
Die beiden haben außer der persönlichen Freiheit auch jeweils noch andere Gründe für ihren Lebensstil, die sich mit der Minimalismus- und Nachhaltigkeitsbewegung überschneiden. Beide hassen Verschwendung und haben eine große Freude daran, wenn ein selbst ausgedachtes System funktioniert, wofür sie von mir natürlich extra Pluspunkte bekommen. Wofür sich die beiden am meisten erklären müssen, ist, dass ihr „armer“ Lebensstil sie glücklich macht. Das kennen Minimalist_innen auch zu gut. Die beiden Blogs sind außerdem wahre Fundgruben, was DIY, minimalistische Hobbies ohne Zeug, etc. angeht.
Nun habe ich nicht vor, in fünf Jahren „in Rente zu gehen“. Aber der Gedanke, Geld auf der Seite zu haben, um unabhängig(er) zu sein und auch mal Risiken eingehen zu können, der gefällt mir. Ein Swami zu werden klingt für mich nach einem guten Ziel.
Dafür habe ich mit meinen reduzierten Ausgaben und meiner Excel-Liebe schonmal den ersten Schritt gemacht.
Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr eure Finanzen eher minimalisiert, damit ihr möglichst wenig damit zu tun habt? Oder seid ihr wie ich gleich voll auf das Thema aufgesprungen?
…und ich habe gedacht ich bin die einzige die voll auf Excel abfährt und es liebt Zahlen zu verarbeiten 🙂
Mir geht es da ganz ähnlich und ich finde es äußerst befreiend nicht mehr so sehr von Geld abhängig zu sein.
Danke auch für die beiden Linktipps!
lg
Maria
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Ein sehr interessantes Thema, dem ich mich auch etwas aufmerksamer widmen möchte. Ich schaffe es derzeit, jeden Monat mind. 40-50% meines Gehalts zu sparen. Allerdings haben wir keine Kinder, kein Auto und wohnen in einer Wohnung, die sich im Familienbesitz befindet und für die wir deshalb eine Miete zahlen, die weit unter dem Normalpreis liegt. Ich selbst habe das Gefühl, das bei mir noch viel Sparpotenzial besteht. Gerade bei besagten Kleinigkeiten, die man zwischendurch mal so mitnimmt.
Ein Thema was mir allerdings richtig Kopfzerbrechen bereitet, sind Versicherungen. Ich bin Berufseinsteiger und erst seit 8 Monaten im Job. Von allen Seiten, sei es Familie oder Freundeskreis, bekomme ich ständig zu hören ich bräuchte diese und jene Versicherung. Das verunsichert und führt letztendlich dazu, dass ich dieses Thema vor mir her schiebe. Ich möchte weder auf wichtige Versicherungen verzichten, noch möchte ich mich überversichern. Gerade vor letzterem habe ich nämlich „Angst“.
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Hallo Marisa,
mein Blick auf mein Konto ist derzeitig meine einzige Finanzplanung. Um zu schauen, wohin mein Geld eigentlich fließt, wäre es aber auf jeden Fall mal einen Versuch wert! Danke für den Anstoß!
Alles Liebe,
Philipp
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Guten Morgen,
danke euch dreien für die Rückmeldung!
@Maria: Sei vorstichtig mit den beiden Links. Bei mir ist erst mal ein paar Tage alles stehen und liegen geblieben, nachdem ich sie gefunden habe… Aber für Excel-Nerds ist das Thema auch echt ein Traum :).
@Sepp: 40%-50% Gehaltseinsparung ohne größere Anstrengungen bei den Konsumausgaben ist schon beeindruckend. Da bist du ja bald ein Swami! Mit den Versicherungen ist das ja so eine Sache… In Deutschland sind ja die meisten überversichert. Ich versuch das auch minimalistisch zu handhaben: Haftpflicht ist die einzige, die ich zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen habe. Am unminimalistischsten ist ja definitiv die Hausratversicherung, ergo Zeug-Versicherung.
@Philipp: Wie gesagt, wenn man das Geldausgeben minimalistisch hält, ist die Finanzverwaltung auch gar kein so großer Aufwand. Und es kann sogar Spaß machen ;).
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