Lob des Wintergemüses

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Vor ein paar Wochen war ich in einem kleinen, hippen Restaurant und habe mir ein Gericht bestellt, bei dem als Beilage „saisonales Gemüse“ angegeben war. Ich war sehr gespannt, welches Gemüse serviert und wie es zubereitet werden würde. Immerhin war Februar und der Durchschnittsrestaurantbesucher isst im Alltag eher selten saisonal. Darum müssen sich Restaurants bei Wintergemüse schon etwas einfallen lassen, um es dem Tomaten-und-Paprika-gewöhnten Gaumen schmackhaft zu machen. Ich hoffe dann immer auf eine neue leckere Zubereitungart, die ich in mein Repertoir aufnehmen kann.

Die Vorfreude war also groß und die Realität umso enttäuschender: Das saisonale Gemüse entpuppte sich als mediterranes Gemüse aus Tomaten, Paprika, Zucchini und Auberginen. Ok… Es hatte ja auch niemand von regionalem Gemüse gesprochen…  Auf Nachfrage, wo denn zu dieser Jahreszeit ihre Zucchini angebaut würden, hat der Kellner irgendwas von „Die werden geliefert“ gemurmelt und den Rest des Abends einen großen Bogen um mich gemacht ;).

Das ging also in die Hose. Ich finde es sehr schade, dass sich nicht mehr Restaurants trauen, ihren Kund_innen wirklich saisonales Gemüse zu servieren. Denn dank unserer regionalen Gemüsekiste weiß ich, dass man aus Karotten, Pastinaken, Wirsing, Weißkohl, Rotkohl, Topinambur, Rüben, Rote Beete, Rosenkohl, Grünkohl, Sellerie, Spinat, Kürbis etc. sehr leckere Gerichte zubereiten kann. Ich habe gelernt, dass man auch im Winter frisches Gemüse essen kann, das besser schmeckt als ein bunter Salat mit wässrigen hellgrünen Blättern und hellroten Gewächshaustomaten.

Fast bin ich sogar ein bisschen traurig, dass sie bald vom Speißezettel verdrängt werden. Aber im nächsten Winter kommen sie ja wieder. Und bis dahin genießen wir Bärlauch, Spargel, Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Auberginen,…

Liebt Wintergemüse! ❤

Start der Balkongartensaison

Seit Oktober genießen wir den Luxus einer Wohnung mit großem Südbalkon. Natürlich haben wir beim Schreiner in der Familie gleich zwei Hochbeete in Auftrag gegeben, die jetzt endlich bepflanzt werden konnten.

Der Platz in einem Hochbeet ist natürlich begrenzt, aber wir waren überrascht, wie viel man in einer Saison daraus ernten können soll. Als Wissenschaftler_innen bebauen wir das Beet natürlich systematisch, und zwar nach der Square-Foot-Gardening-Methode. Diese Methode teilt ein Stück Garten bzw. ein Hochbeet in 30cm x 30cm große Quadrate („Square foot“), die dann mit einer genauen Anzahl an Samen/Pflänzchen bestückt werden und nach der Ernte direkt wieder bepflanzt werden.

Das hat den Vorteil, dass man nicht in Versuchung kommt, einfach das gesamte Samenpäckchen einzusäen und sich später zu ärgern, dass die Pflänzchen nicht groß werden, weil man es natürlich nicht übres Herz gebracht hat, alle überzähligen Pflänzchen zu pikieren. Oder dass man (aus demselben Grund) plötzlich (!) viel zu viel von einer Gemüsesorte ernten kann und dann den ganzen Gefrierschrank voll Bohnen hat.

Für uns als Gartenneulinge ist es außerdem eine Erleichterung, einem Plan folgen zu können und dadurch leichter den Überblick über die anfallenden Arbeiten zu behalten. Auch im Beet herrscht durch die systematische Einteilung Ordnung, was das Arbeiten erleichtert.

Unsere Hochbeete unterteilen wir in zwölf Quadrate, die wir unterschiedlich bepflanzen.

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Vor zwei Wochen haben wir die ersten Samen ausgesät: Radieschen, Spinat, Rucola, Petersilie und Bärlauch. Daher sieht das Beet noch recht karg aus, bis auf die Radieschen, die konnten es gar nicht erwarten, zu keimen.

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Empfindlichere Gewächse wie Gurken, Paprika und Tomaten machen es sich noch drinnen gemütlich.

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Zusätzlich zum Hochbeet bepflanzen wir auch noch Balkonkästen und Töpfe, hauptsächlich mit Kräuter zum Kochen, für Tee und zum dran Schnuppern. Den wenigen, die den Umzug und die widrigen Nord-Ost-Bedingungen in der alten Wohnung überlebt haben, geht es durch die Sonne schon viel besser. Olivenkraut und Thymian wachsen wie verrückt, der eingezwängte Rosmarin hält sich ein bisschen zurück. Die Minze hat einen Topf für sich allein bekommen, was sie uns mit einem Wachstumsschub dankt. Und da es noch 1083 andere Kräutersorten gibt, die ich gern anbauen möchte, wird der Rest am Wochenende auf dem Markt gekauft.

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Wie ihr euch denken könnt, wächst in einer richtigen Heimbrauerei natürlich stilecht auch eine Hopfenpflanze.

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Wer gärtnert, braucht auch einen Kompost. Darum nehme ich diesen Artikel zum Anlass, euch endlich Bilder von unserer Wurmkiste zu zeigen. Unsere Reihenfolge war nämlich andersrum, denn einen Wurmkompost besitzen wir schon seit zwei Jahren. In der neuen Wohnung ist er in ein zweistöckiges Kistensystem umgezogen und vertilgt jetzt doppelt so viel Bioabfall wie vorher. Auf dem zweiten Bild habe ich sogar einen Wurm erwischt, bevor er sich in die Erdschicht verzogen hat. Seht ihr ihn da rechts unten auf dem Bild? Die weißen Punkte auf den Bananenschalen sind übrigens Kleinstlebewesen, die für die Würmer alles mundgerecht vorkauen. Ich bin jedes mal begeistert, wenn ich die Kiste öffne und quasi zuhören kann, wie der organische Abfall gemampft wird.

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Habt ihr die Gartensaison auch schon gestartet? Kennt ihr die Square-Foot-Methode oder habt ihr ein anderes System, um euren Platz gut zu nutzen? Und habt ihr Erfahrungen mit einem Wurmkompost?

Apfelessig Update und nein, es war keine Essigmutter

Vor längerer Zeit habe ich ja schon nach dem Rezept von langsamer leben Apfelessig angesetzt. Das hat super funktioniert, wie ihr hier nachlesen könnt. Anschließend wollte ich mit Hilfe der Essigmutter einen Weinessig ansetzen, wovon ich euch auch in einem Überschwang an Freude berichtet habe. Tja, da hatte ich mich wohl zu früh gefreut.

Denn das war leider keine Essigmutter, sondern eine Invasion von Kahmhefen. Die schwirren leider auch in der Umgebungsluft herum. Nehmen sie auf dem Essigansatz überhand, riecht der Essig muffig und sollte nicht mehr verwendet werden. Darum musste ich den Weinessigansatz wegschütten.

Eine richtige Essigmutter ist eher eine durchsichtige bis trübe Glibbermasse. In den Flaschen mit dem abgeseihten gelungenen Apfelessig hat sich dann auch jeweils so eine schöne, kreisrunde Essigmutter gebildet. Leider habe ich davon kein Foto.

Ich habe dann noch ein paar Versuche gestartet, mit einer gesunden Essigmutter Weinessig anzusetzen, die waren aber leider nie von Erfolg gekrönt. Auch ein Versuch, aus gekauftem Apfelsaft durch Zugabe einer Essigmutter Essig herzustellen, ging schief. Der Grund war, dass gekauftem Wein und Saft Stoffe zugesetzt werden, damit sie eben nicht zu Essig werden (Schwefel beim Wein zum Beispiel). Das hat ja auch seine Berechtigung, denn normale Menschen trinken Wein wahrscheinlich lieber mit Alkohol als mit Essigsäure… Naja, Pech für mich.

Einen weiteren Versuch würde ich also nur mit ungeschwefeltem Wein versuchen, den man (so habe ich gelesen) direkt beim Weingut vor der Abfüllung bekommen kann. Das ist mir aber zu viel Aufwand, darum bleibe ich erst mal bei der wohlbewährten Apfelessigproduktion.

Die funktioniert nämlich zuverlässig gut. In der Vorweihnachtszeit habe ich nochmal einen Versuch nach dem altbewährten Rezept gestartet und siehe da, keinerlei Kahmhefe-Probleme. Das einfachste und günstigste Rezept ist mal wieder das beste. Darum kann ich euch jetzt auch Fotos von einer echten Essigmutter zeigen.

Diese hier ist schon halb abgesunken:

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Auf der Oberfläche bilden sich schon wieder neue glibbrige Essigmütter. Ist auf dem Bild schwer zu erkennen, aber man wenn man genau hinschaut, erkennt man die Abgrenzungen der einzelnen „Schollen“.

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Nachdem der Essig abgefüllt ist, sieht man schön die Heferückstände, die sich am Boden abgesetzt haben. Erinnert mich stark ans Bier brauen, da sieht der Boden des Gärtanks auch immer so aus (die Schaumkrone bekommen wir übrigens so langsam um einiges besser hin ;)).

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Und hier der abgefüllte Essig. Dieses mal habe ich übrigens weniger Wasser für dieselbe Menge Äpfel genommen und der Essig ist auch stärker geworden. Und da ich zwei Ansätze mit verschiedenen Apfelsorten gemacht habe, kann ich auch bestätigen, dass die Sorte einen großen Einfluss auf den Geschmack des fertigen Essigs hat. Für mich hatte die süße Variante eindeutig einen runderen Geschmack. Aber ich benutze den Essig eigentlich nur für die saure Rinse in meinen Haaren und denen ist der Geschmack ziemlich egal. Also insgesamt wieder mal ein voller Erfolg.

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Haare waschen mit Roggenmehl

… funktioniert tatsächlich!!!!!!!11!!einself!!

Habs jetzt zweimal ausprobiert und bin echt begeistert. Einfach ein bis zwei Esslöffel Roggenvollkornmehl mit Wasser zu einem Brei anrühren und auf die Kopfhaut einmassieren. Dann so lange warten, bis man denkt, dass zwei Minuten jetzt endlich mal vorbei sein sollten und die Pampe gut auswaschen. Fertig.

Das Gute ist, dass falls man doch nicht alles komplett ausgewaschen hat, kann man das Mehl im getrockneten Zustand einfach ausbürsten.

Ich benutze ja normalerweise die Haarwaschseifen von Savion, aber als meine am Sonntag wie aus heiterem Himmel plötzlich aufgebraucht was (passiert immer sonntags sowas), dachte ich, ich probier das Mehlshampoo mal aus. Es ist also wunderbar als Notfallshampoo geeignet für alle Ökos, die natürlich immer Roggenvollkornmehl zu Hause haben.

Ich werde es jetzt wohl umgekehrt machen und die Haarwaschseife als Notfall- und Reiseshampoo benutzen und ansonsten öfters zur Mehldose greifen. Wobei akute Faulheit bei aufgezwungener Frühaufsteherei definitiv als Notfall zählt.

Haarwaschseifen sind in unseren Kreisen ja auch fast zu Mainstream geworden, findet ihr nicht? Da muss doch mal ein neuer Kick her.

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Meal prep

Seit ein paar Wochen bin ich dazu übergegangen, mein Mittagessen nicht mehr in der Kantine zu kaufen, sondern von zu Hause mitzubringen. Am Anfang war das noch etwas gewöhnungsbedürftig und nicht nur einmal bin ich sonntags um halb neun von der Couch aufgeschreckt, weil ich vergessen hatte, mir etwas für die neue Woche zu kochen.

Doch die Vorteile überwiegen definitiv: Ich kann mir jederzeit das kochen, auf was ich gerade Lust habe und muss mich nicht dem Diktat des Kantinenchefs unterwerfen (Kartoffelsuppe mit Grießknödeleinlage, wirklich?) und ich spare Geld dabei.

Sehr bald hat sich auch herausgestellt, dass wir (noch) weniger Lebensmittel wegschmeißen, da ich eine faule Einkäuferin bin und gern alles verkoche, was der Kühlschrank hergibt.

Mir ist aufgefallen, dass das Kochen to go ein bisschen anders funktioniert als normales Kochen. Ich nehme gern nur eine Schüssel mit zur Arbeit, was bei typischen dreigeteilten Gerichten eher schwierig ist (SchniPoSa aus der Mikrowelle, mhh lecker). Was sich anbietet, sind typische Alles-in-einem-Gerichte wie Currys oder Aufläufe. Sehr praktisch, dass das auch die besten Gerichte sind, um Reste zu verwerten. Siehe oben – win win.

Interessanterweise sind unsere Haushaltskosten nicht wirklich gestiegen, obwohl ich pro Monat ca. 20 Portionen zusätzlich koche, die vorher nicht zu diesem Budget gehörten. Effizientere Warenverwertung durch weniger Reste und einfache Gerichte sind hier wohl der Hauptfaktor.

Also, was gibt’s diese Woche? Nudelauflauf mit Blumenkohl und Mairübe aus der Gemüsekiste und einer Bechamelsauce mit Käseresten aus dem Kühlschrank.

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Ich glaube, ich nenne ihn den Weißen Auflauf.

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Und als Dessert gibt’s leckeren Rhabarberkuchen. Da war ich zwar nur die Schnippeltante, aber wer schon mal 1,3 kg Rhabarber geschält hat, weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist.

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Wie handhabt ihr das mit dem Mittagessen außer Haus? Kantine, Mensa, Selberkochen, oder habt ihr sogar sowas wie eine Kochgruppe bei der Arbeit?